Teil einer Gemeinschaft sein

Die Sozialküche („Suppenküche”) von Biharvajda / Vaida in der Zeit der Quarantäne 2020

Unsere Partnergemeinde in Rumänien betreibt im Rahmen ihrer diakonischen Arbeit eine Sozialküche. Dieser Dienst wurde von der ungarisch-reformierten Kirche, der die Gemeinde in Vaida angehört, gegründet und mit Unterstützung unserer Gemeinde und der niederländischen Hilfsorganisation Huulp Oosteuropa in einem neuen Gebäude 2017 in erweiterter Form fortgesetzt. Pastor Endre Kondor schreibt dazu:

Auch in Rumänien wurden ähnliche Maßnahmen getroffen wie in Deutschland. Wir sind sehr froh, dass die Sozialküche auch jetzt arbeiten kann. Dieser Dienst wird momentan sogar noch mehr geschätzt, in einer Situation, in der die Menschen bei uns noch isolierter leben.

Normalerweise versorgt die Einrichtung etwa 90 Kinder mit einem 2-Gang-Mittagsmenü. Die Schulkinder besuchen eine Form der Nachmittagsbetreuung nach der Schule in Diószeg (Diosig) and Biharfélegyháza (Rosiori). Hinzu kommen etwa 35-40 Portionen für hauptsächlich ältere Menschen in Biharvajda (Vaida), Biharfélegyháza (Rosiori) und Mihai Bravu.

Jetzt (Ende April) sind auch bei uns die Schulen geschlossen. Die anderen Empfänger von Mahlzeiten haben wir nach Schließung der Schulen weiterhin versorgt, zusätzlich auch noch die 16 Bewohner einer Senioreneinrichtung, die kürzlich in Rosiori eröffnet worden ist.

Kurz vor Ostern erhielten wir eine Anfrage der kommunalen Gemeindeverwaltung.

Die Idee war, zusätzlich alle Personen über 65 Jahren mit einer Mahlzeit zu versorgen. Allein in unserem Ort sind das insgesamt 92 Personen. Wir entschieden, diese Aufgabe zu übernehmen und jeden zweiten Tag ein Essen auszuliefern. Von Seiten der Gemeinde entschieden wir noch 16 Personen mit einzuschließen, von denen uns bekannt war, dass sie entweder chronisch krank, sehr einsam oder besonders arm sind.

Obwohl unser Koch, János Barcsa, seit September 2019 eine Mitarbeiterin, Melinda László, hat, bedeutete diese Anfrage eine Herausforderung für uns. Konkret mussten jetzt jeden zweiten Tag etwa 150 Mahlzeiten an Menschen in drei Ortschaften jeweils um 12 Uhr nach Hause geliefert werden. Elisabeth, meine Frau, hat die Verwaltungsarbeit und die Organisation der Auslieferung übernommen. Es ist war ein Segen, zu erleben wie viele aus der Gemeinde sich freiwillig meldeten, um mitzuhelfen. Dadurch konnten wir alle neuen “Kunden” und unsere bisherigen Kontakte weiterhin gut versorgen.

Die Maßnahme der kommunalen Verwaltung wurde für die Zeit der strengen Ausgangsbeschränkungen beschlossen. Aber auch wir richten uns darauf ein, dass es keine schnelle Rückkehr zu dem, was vorher “normal” war, geben wird. Als Kirchengemeinde freut es uns, dass wir das Leben der Menschen verbessern und die alltägliche Last ein bisschen erträglicher machen können und so etwas dazu beitragen, dass sie sich sicherer fühlen.

Wir erhalten viele positive Reaktionen. Die Menschen sind sehr dankbar für jede Unterstützung. Ich als Pastor nehme an, es ist nicht nur das Essen an sich. Ich denke, dabei ist ebenso wichtig, dass in dieser für uns alle schweren Situation, gerade die schutzlosesten und schwächsten Menschen eine Möglichkeit haben, mit anderen in Kontakt zu sein. Auf diese Art erleben sie, das jemand sich um sie kümmert und sie nicht allein gelassen werden, sondern zu einer helfenden Gemeinschaft (“caring community”) gehören.

Fotos: Elisabeth Kondor / Text: Endre Kondor im April 2020 (Übersetzung/Bearbeitung: Johannes Heun)