Ostern und Karfreitag am Küchentisch

Karfreitag und Ostern stehen vor der Tür. Zwei unterschiedliche Feiertage, ein stiller und ein fröhlicher, an denen wir Gottesdienst feiern. Am liebsten machen wir das zusammen in der Kirche. Das geht zur Zeit nicht.

Was aber trotzdem möglich ist: Sich miteinander verbunden zu wissen. Gemeinsam beten, in verschiedenen Wohnungen. Alleine oder mit Menschen der Hausgemeinschaft. Am selben Tag, vielleicht sogar zur selben Uhrzeit, dieselben Worte lesen. Gottesdienst feiern – am Küchentisch, an Ostern mit dem Klang der Kirchenglocken von draußen.

Wir haben einen Vorschlag erstellt, wie ein solcher Gottesdienst aussehen könnte.

Anleitung als PDF zum download:



Karfreitag am Küchentisch
(ein kleiner Gottesdienst zum Selbermachen, allein oder in der Hausgemeinschaft)

Am Karfreitag gedenkt die Kirche der Kreuzigung und des Sterbens Jesu Chris­ti. In die Kirche kann dafür in diesem Jahr niemand kommen. Wer den Karfreitag aber zuhause begehen möchte, folge einfach diesem Blatt. Wer alleine ist, kann für sich lesen. In einer Hausgemeinschaft kann eine Person die Texte vorlesen.

VORBEREITUNGEN: Eine Kerze bereitstellen, samt Streichhölzern – Steine (nicht zu klein, aus dem Garten oder von der Straße) bereitlegen, so viele, wie Personen anwesend sind.

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ZU BEGINN: Kerze anzünden.

Heute ist Karfreitag. Stiller Freitag in der stillen Woche. In diesem Jahr ist es noch stiller als sonst. Die Welt ist still. Der Blick geht nach innen. Und sieht das Leid, den Tod. Der Blick geht nach innen. Sieht Jesu Kreuz. Sieht einen Stein vor das Grab gewälzt. Karfreitag, stiller Freitag: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

GEBET aus Psalm 22:
Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Ich schreie, aber meine Hilfe ist ferne.
Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht,
und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.
Unsere Väter und Mütter hofften auf dich;
und da sie hofften, halfst du ihnen heraus.
Sei nicht ferne von mir, denn Angst ist nahe;
denn es ist hier kein Helfer.
Ich bin ausgeschüttet wie Wasser,
mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzenes Wachs.
Aber du, Herr, sei nicht ferne;
meine Stärke, eile, mir zu helfen!
Amen

AUS DER BIBEL: (Markus 15,33-39 in Auswahl)
QR-Code zum Hören (gelesen von Rufus Beck)
https://www.die-bibel.de/fileadmin/user_upload/1120_markus_015V20-41.mp3

33 Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. 34Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? [Psalm 22,1] […] 37Aber Jesus schrie laut und verschied. […]
——— Kerze löschen ———
39 Der Hauptmann aber, der dabeistand, ihm gegenüber, und sah, dass er so verschied, sprach: Wahrlich, dieser Mensch ist Gottes Sohn gewesen!

EIN GEDANKE:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Jesus ruft die Worte des 22. Psalms. So rufen Menschen in Stunden, in denen ihnen Gott fern ist. Und was antwortet Gott? Zunächst nichts. Der Himmel schweigt. Und auch diese Erfahrung aller Zeiten, aller Orte, kommt in Psalm 22 vor: „Mein Gott, des Tages rufe ich, doch antwortest du nicht, und des Nachts, doch finde ich keine Ruhe.“ (Vers 3)
 – Warum muss Jesus so einsam sterben, mit dieser verzweifelten Frage auf den Lippen? Weil, so würde der Autor des Markusevangeliums antworten, Jesus starb wie so viele Menschen vor ihm: von Gott scheinbar verlassen. So sterben Kinder Gottes bis auf den heutigen Tag. Es schreit zum Himmel. – Und Jesus schreit mit: zum Himmel! Zu Gott. Auch in der Zeit der Gottesfinsternis schreit Jesus weiterhin zu Gott. Nichts lässt ihn Gottes Gegenwart spüren, und doch vertraut er darauf, dass Gott da ist, um seine Klage zu hören.
Das Kreuz ist ein Symbol für Folter und Tod. Es steht für die Gottverlassenheit Jesu. Es steht für alles, was „steinschwer“ auf der Seele liegt. Aber es erzählt auch von dem Vertrauen in einen Gott, der den Menschen im Leiden und Sterben nicht alleine lässt.

AUGENBLICK: Jeder hält einen Augenblick Stille. Und legt seinen*ihren Stein an den Fuß der erloschenen Kerze.

EINE LIEDSTROPHE    zum Singen
Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen, und ihr Halm ist grün.

TEXT & MELODIE: Evangelisches Gesangbuch Nr. 98,2.

BITTGEBET & VATERUNSER:
Jesus, unter deinem Kreuz stehen wir.
Unter deinem Kreuz weinen wir um die Toten.
Unter deinem Kreuz leiden wir mit den Trauernden.
Unter deinem Kreuz klagen wir über die Macht des Todes.
Unter deinem Kreuz weinen wir über die Kriege.
Unter deinem Kreuz leiden wir mit den Opfern von Gewalt.
Unter deinem Kreuz klagen wir über die Macht des Bösen.
Jesus, unter deinem Kreuz stehen wir.
Sei nicht fern. Verlasse uns nicht. Komm und hilf uns!

Vater unser im Himmel, …

SEGEN:
Gott, dein Segen komme auf mich/uns
und bleibe auf mir/uns – jetzt und alle Zeit. Amen.
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DIE KERZE kann samt Stein/en stehen bleiben und auch für Ostern „am Küchentisch“ genutzt werden.



Ostern am Küchentisch
(ein kleiner Gottesdienst zum Selbermachen, allein oder in der Hausgemeinschaft)

Im Moment kann niemand zum Gottesdienst in die Kirche gehen. Aber wer mag, kann zuhause Gottesdienst feiern. Dafür folge man zum Osterfest einfach diesem Blatt. Wer alleine feiert, liest die Texte für sich. In einer Hausgemeinschaft kann eine Person die Texte vorlesen.

VORBEREITUNGEN: Wenn die Glocken der Friedenskirche am Sonntag um 9:30 läuten oder wenn du frühstückst (oder ihr), dann decke deinen Tisch. Stelle eine Kerze bereit samt Streichhölzern und Ostereier, so viele, wie Personen anwesend sind.
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ZU BEGINN: Kerze anzünden.

Ich sehe das Licht. Es ist Ostern. Dieses Ostern ist anders als alle Osterfeste bisher. Wir bleiben zuhause, halten Abstand. Können Menschen, die wir lieben, nicht treffen. Und doch sind wir versammelt.
An unterschiedlichen Orten. Zur gleichen Zeit.
Im Glauben. Und rufen:              
Der Herr ist erstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden. (Man kann das auch dreimal sagen oder im Wechsel, ganz leise oder ganz laut).    
Das ist Ostern und daran ändert sich nichts, auch wenn wir dieses Jahr ganz anders feiern.
Wir feiern im Namen Gottes. Des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

EIN GEBET:
Gott, ich bin hier. Und Du bist hier. Ich bete zu Dir. Und weiß: Ich bin verbunden. Mit Dir. Mit anderen, die zu Dir beten. Genau jetzt, genau so.
Es ist Ostern! Fest des Lebens.
Der Stein vorm Grab ist weggewälzt.  
Ich bin hier. Und Du bist hier. Das genügt.
Und ich bringe Dir alles, was ist. Amen.

AUS DER BIBEL: (Lukas 24, 1-5)
QR-Code zum Hören (gelesen von Rufus Beck)
https://www.die-bibel.de/fileadmin/user_upload/1145_lukas_024V1-12.mp3

1 Doch am ersten Tag der neuen Woche nahmen sie in aller Frühe die Salben, die sie zubereitet hatten, und gingen damit zum Grab. 2 Da sahen sie, dass der Stein, mit dem man den Eingang des Grabes verschlossen hatte, weggewälzt war. 3 Sie gingen in die Grabkammer hinein, aber der Leichnam von Jesus, dem Herrn, war nirgends zu sehen. 4 Während sie noch ratlos dastanden, traten plötzlich zwei Männer in hell leuchtenden Gewändern zu ihnen. 5 Die Frauen erschraken und wagten nicht aufzublicken. Doch die beiden Männer sagten zu ihnen: »Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten?

EIN GEDANKE:
Ostereier – das sind Zeichen des Lebens. Bunt bemalt, aufgehängt in Sträuchern, gekocht beim Osterfrühstück oder aus Schokolade. Ostereier gibt es genügend zu kaufen. Was für ein Glück! Von außen sehen die Eier fast aus wie tot. Glatt ist die Schale, glatt und hart. Aber innen steckt das Leben. Von innen bahnt sich das Küken seinen Weg durch die Schale und findet seinen Weg ans Licht.
„Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten. Er ist auferstanden.“, sagen die Boten Gottes. Diese Erfahrung ist unfassbar und kann eigentlich nur in Bildern beschrieben werden. Wie das Küken aus der toten Schale bricht, ist Christus aus dem Grab gestiegen. Gott hat den Tod ein für alle Mal besiegt. 
Auch wenn Menschen sterben müssen oder ohne Hoffnung sind, glauben wir Christen, dass das Leben stärker als der Tod ist und dass Gott alles zu einem guten Ende führt. Das Ei zu Ostern schmeckt nach neuem Leben. Anders und neu.  

AUGENBLICK: Ich/alle esse(n) ein (Schoko)Osterei.

EINE LIEDSTROPHE zum Singen
„Der Engel sagte: „Fürchtet euch nicht! /
Ihr suchet Jesus, hier ist er nicht. /
Sehet, das Grab ist leer, wo er lag:/
er ist erstanden, wie er gesagt.“/
Lasst uns lob-singen vor unserem Gott, /
der uns erlöst hat vom ewigen Tod. /
Sünd ist vergeben, Halleluja! /
Jesus bringt Leben, Halleluja!“

Text & Melodie: Evangelisches Gesangbuch Nr. 116, 3 („Er ist erstanden, Halleluja!“)

BITTGEBET & VATERUNSER:
Gott. Wir sind verbunden.
Mit dir und miteinander.
An diesem Ostermorgen bitten wir Dich:
Wir denken an alle, die wir lieben.
Mit denen wir gern Ostern verbringen würden.
Wir denken an alle, die jetzt noch einsamer sind.
Und die jetzt Angst haben. Wir denken an die Kranken.
Und an die, die sich um sie kümmern.
Wir denken an die Sterbenden.
und an die, die um einen Menschen trauern.
Und was uns heute noch wichtig ist,
bringen wir in der Stille vor dich:

Vater unser im Himmel, …

SEGEN:
Gott, dein Segen komme auf mich/uns
und bleibe auf mir/uns – jetzt und alle Zeit. Amen.
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DIE KERZE kann ruhig weiter leuchten ….

Die Steine von Karfreitag „am Küchentisch“ könnt ihr bemalen und beim Osterspaziergang „verteilen“ (#ostersteine #stärkeralsdertod). Bestimmt freut sich jemand über eure/n bunte/n Stein/e.