Reich beschenkt

Hanna Mausehund blickt zurück auf ihren Dienst als Pfarrerin und wir blicken in Bildern zurück auf den Gottesdienst und den festlichen Empfang am 24.9.2023.

40 Jahre Pfarrdienst und davon 23 Jahre in Königssteele

Als mein Mann und ich mit unseren drei Kindern im Sommer 2000 in der Gemeinde an der Friedenskirche herzlich in Empfang genommen wurden, hätte ich mir nicht träumen lassen, so lange zu bleiben. Ich ging damals davon aus, dass wir nach einigen Jahren erneut aufbrechen würden. Doch weit gefehlt! Wir blieben und das hatte gute Gründe.

In den ersten Jahren teilten sich mein Mann Heiner und ich eine der beiden Pfarrstellen und arbeiteten zusammen mit unserem Kollegen Rainer Winnacker, seit Herbst 2013 bildeten Johannes Heun und ich das Pfarrteam. 

Wenn ich heute auf diese Zeit zurückblicke, kann ich sagen: Ich habe mich in Königssteele immer sehr wohl gefühlt, auch wenn ich mich anfangs ans Ruhrgebiet gewöhnen musste. Wir hatten ja zuvor sieben Jahre in Norwegen gelebt und gearbeitet – der Unterschied in Mentalität und Umgangsformen war schon groß. Doch an der Friedenskirche öffneten sich mir nicht nur Räume zum Gestalten und Ausprobieren, sondern auch viele Herzen und Hände. 

So wurde ich / wurden wir behutsam eingeführt in die bestehenden Traditionen und fanden gleichzeitig immer engagierte Mitstreiter*innen, um Neues zu wagen. Zum Beispiel ein neues Konfi-Konzept, das sich bis heute bewährt und fortgeführt wird. Zahlreiche Jugendliche und Erwachsene haben sich im Laufe der Jahre ins Konfi-Team eingebracht und hatten und haben Spaß am Kontakt mit den Konfis. Zum Beispiel das Frauenforum, das, von einem kleinen feinen Team geleitet, viele, viele Male zu Frühstück und Gespräch einlud. Zum Beispiel der Feierabend – Gottesdienst, der andere Formen von Gottesdienst-Feiern und Musik probierte und weit über die Gemeinde hinaus Menschen erreichte. Zum Beispiel die Offene Kirche, die dank vieler Ehrenamtlicher regelmäßig samstags einen Ort für Gebet und Stille bereit hält. Oder das Geburtsläuten für neugeborene Kinder im Stadtteil. Und so viele besondere Projekte mehr … 

Ein Privileg so mit Menschen in Kontakt zu sein

Das Schöne und Erfüllende am Gemeindepfarramt, nicht nur in Steele, sondern auch zuvor in Oslo, in Velbert, in Tönisheide, als Vikarin in Remscheid und Goch war für mich immer der Kontakt mit den Menschen. Ich hatte als Pfarrerin das Privileg, an unglaublich vielen Lebensgeschichten Anteil zu bekommen. Bei Taufen, Trauungen, Beerdigungen, bei Einschulung, Konfirmation und Schulentlassung, bei Seelsorgesprächen durfte ich für einen Moment eintauchen in die Lebenswelt eines Menschen oder einer Familie und ein Stück ihrer Freuden und Sorgen teilen. Die Begegnungen waren so bunt und vielfältig wie das Leben selbst. Vom Kinderwagen bis zum Sterbebett. Das Vertrauen, das uns Pfarrpersonen entgegengebracht wird, ist immer noch groß. 

Besonders geschätzt habe ich auch den Kontakt mit der katholischen Nachbargemeinde St. Laurentius. Ökumene ist in Steele unkompliziert und selbstverständlich. Die Treffen im Pfarr- bzw. Seelsorgeteam und das Planen von Veranstaltungen war immer geprägt von gegenseitigem Respekt, Interesse und der Lust auf Gemeinsames. Ich freue mich, dass bestimmte Anlässe längst ökumenisch gedacht werden: Friedensgebete, Advent auf dem Grend, Familienkreuzweg, Schulgottesdienste, Kinderbibeltage…

Dankeschön

Ich fühle mich nach vielen Jahren im Dienst der Pfarrerin reich beschenkt und sage DANKE für ein gutes Stück gemeinsamen Weges. Ich habe eine Menge lernen dürfen, bin vielen sehr unterschiedlichen Menschen begegnet, habe mit ihnen gelacht und geweint und mit ihnen Gemeinde gestaltet. Vermutlich habe ich auch Erwartungen enttäuscht. Das täte mir leid. Darum ist es gut, wenn in einer Gemeinde oder Region mehrere Pfarrpersonen ansprechbar sind.     

Meine Gemeinde

Nun freue ich mich auf eine neue Lebensphase mit mehr Muße und der ein oder anderen Neuentdeckung. Die Gemeinde an der Friedenskirche wird „meine“ Gemeinde bleiben. Ich wünsche meinem Kollegen Johannes Heun, dem Presbyterium und allen, die sich hier engagieren und hier ihr geistliches Zuhause finden, Freude am Gestalten, Mut zu Veränderungen und die Zuversicht, dass es ein anderer ist, der die Gemeinde baut und erhält.

Ihre / Eure Hanna Mausehund 

Fotos vom 24.9.2023

Fotos: Heiner Mausehund, Johannes Heun // Sketch Notes: Joy Katzmarzik