Der Geist von Gott weht wie der Wind

Unlängst waren meine zwei Jungs zum ersten Mal am Meer. Kurzentschlossen sind wir an einem verlängerten Wochenende nach Holland gefahren. Energiebündel, die die beiden sind, pirschten sie den ganzen ersten Abend unruhig am Strand entlang. Von einer Muschel zur nächsten.

„Mama, leg ein Muschelbild mit uns!“

„Ah, meine Hose ist nass!“

„Grab mich ein!“

„Ich brauch eine Schippe!“

Gewusel bis zum Sonnenuntergang. Was für ein Spektakel! Hungrig und mit Muschelschätzen und Steinen beladen ging es zur Unterkunft. Am nächsten Morgen flatterten uns schon Drachen und Windsäcke in allen Formen und Farben entgegen. Gehalten von starken Seilen, die an schweren Sandbeuteln befestigt waren. Wie das Flatterband auf dem Bild.

Stundenlang saßen meine Kinder daneben, folgten den Bewegungen der Windspiele mit den Augen und kamen endlich auch selbst zu der von mir heiß ersehnten Urlaubs-Ruhe. Zum ersten Mal nach Wochen empfand ich so etwas wie Entspannung. Zurückgelehnt in den Sand konnte ich mich selbstvergessen dem Hin- und Her der Figuren hingeben, welches die Bänder in die Luft zeichneten. 

Der Geist von Gott weht wie der Wind – so heißt eines meiner Lieblingslieder zu Pfingsten. Weil es mich sofort an Elia erinnert. Hinter dem Propheten liegen turbulente Zeiten. Er hat sich mit dem König überworfen und schließlich auch die Königin gegen sich aufgebracht. Weil ihm diese ans Leben will, flieht Elia in die Wüste. Erschöpft wirft er sich unter einen Strauch und wartet nur noch darauf zu sterben. Nix geht mehr. Totaler burnout … bis ihn ein Engel anstupst:

„Steh auf, iss und trink. Und geh an den Horeb. Dort wartet Gott auf Dich!“ 

Aber wo ist Gott?

Elia stellt sich in eine Höhle im Felsen und wartet. Draußen zieht ein Orkan vorbei. Dann ein Erdbeben. Aber Gott ist nicht im Orkan, nicht im Erdbeben und auch nicht im Feuer, das darauf folgt. Dann spürt Elia endlich ein zartes, sanftes Säuseln, wie es im 19. Kapitel des ersten Königebuchs heißt. Und da ist er sich sicher:

„Jetzt ist Gott mir nahe!“

Elia kommt heraus, tritt vor die Höhle, unterhält sich mit Gott und lässt sich von ihm die nächsten Schritte weisen. Auf dem Weg findet er auch einen Freund, der fortan mit ihm weitergeht.

Wo ist Gott? Ich glaube, Gott ist da, wo ich trotz der Unruhe in mir drin und um mich herum zur Ruhe komme und so etwas wie Trost empfinde. Eigentlich ein Paradox: In der Ruhe mitten in der Bewegung! Aber an Pfingsten ist es ähnlich. Die Jünger verstecken sich, von den Ereignissen seit Karfreitag wie erschlagen, in einem Haus und wissen noch nicht so recht, was tun. Aber dann kommt plötzlich ein Brausen über sie, Bewegung in sie mit dieser der Trost, der sie zuversichtlich werden und weitermachen lässt: Der Geburtstag der Kirche.

Der Geist von Gott weht wie der Wind. Sachte bringt er uns in Bewegung und miteinander in Verbindung. Er überfordert nicht. Und er drängt sich nicht auf. Auch im Blick auf den Zukunftsprozess unserer Gemeinde könnte uns das zuversichtlich stimmen. Jetzt, wo es auf Pfingsten zugeht! 

Text/Bilder: Katharina Krause

Jetzt eine E-Mail schreiben an Pfarrerin Dr. K. Krause