Atem des Lebens

Pfingsten – Ausgießung des Heiligen Geistes

«Es soll geschehen in den letzten Tagen …»

so zitiert Petrus den Propheten und er bezieht es – in seinen Tagen –

auf Jesus Christus:

«Da er nun durch die rechte Hand Gottes erhöht ist,

und empfangen hat den verheißenen Heiligen Geist vom Vater,

hat er diesen ausgegossen, wie ihr seht und hört.» (v.33)

 

Petrus redet ganz offen, denn wo der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit.

Diese Geisterfahrung ist lebendig wie ein Wind und wie ein Feuer, das züngelt.

Sie hören ein Rauschen, der Geist weht wo er will.

Sie sehen Feuerflammen.

Aus einem glimmenden Docht macht er wieder ein helles Licht.

Sie hören hier in der Fremde ihre Muttersprachen.

Der Tröster klingt vertraut und seine Worte kommen an.

Petrus, der im Sturm einmal fast unterging,

hält eine feurige Predigt und das Wunder geschieht:

Seine Worte treffen ins Herz.

Auch das bewirkt der Geist, dass Worte berühren, Herzen erreichen.

Dass sie Glauben wecken, Vertrauen stärken, Hoffnung spenden.

 

Welche Worte haben sie in den letzten Wochen berührt?

Welche haben ihr Herz erreicht?

 

Ich habe in diesen letzten Tagen, in dieser besonderen Zeit

viel weniger vor Menschen geredet als sonst, weniger gepredigt.

Aber ich habe mehr telefoniert, mehr Briefe und Karten geschrieben,

noch mehr E-Mails verschickt, mehr Worte auf Internetseiten getippt …

Von manchen habe ich gehört, dass sie viel geschrieben und gesprochen haben

am Telefon mit der guten Freundin um die Ecke ebenso wie mit weit entfernten Familienmitgliedern.

Viele von uns haben versucht, gute Worte zu finden.

Menschen zu berühren, zu ermutigen.

 

Im Rückblick auf diese letzten Tage, Wochen und Monate

habe ich auch immer wieder gehört, dass manche ganz besonders intensiv

die Natur um sich herum wahrgenommen haben.

All jene Wesen, deren Sprache wir nicht sprechen.

Ich habe von tief berührenden Erfahrungen gehört.

Naturerlebnissen ganz ohne Worte,

in denen die Kraft und Schönheit des Lebens Herzen berührt hat.

Auch ich selbst erinnere mich an ganz wunderbare Momente.

Es hat mich berührt, Pflanzen und Tiere zu beobachten;

zu sehen, was da wächst,

jeden Morgen ein bisschen mehr zum Vorschein kommt.

Diese unbändige Kraft, die im Frühjahr aufblüht.

Es hat mein Herz erreicht all dieses Leben um mich herum wahrzunehmen.

So reich.

So Wunder voll ist diese Schöpfung.

Es entsteht so viel Neues auf so unterschiedliche Art und Weise.

Und bevor je ein Mensch über diese Erde ging, waren Pflanzenarten und Tiere,

schon seit Millionen von Jahren da. So viel haben sie schon überlebt.

 

Jemand hat mich daran erinnert, dass der Geist auch schon in der biblischen Schöpfungsgeschichte eine Rolle spielt.

Es heißt «der Geist Gottes schwebte über dem Wasser».

Und dann – das ist für mich das berührendste Wort zu Pfingsten in diesem Jahr:

«Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde

und blies ihm den Atem des Lebens in seine Nase.»

Lebensodem, Atem des Lebens, Windhauch

Ist das nicht auch schon Gott in mir, dass ich überhaupt lebendig bin?

Ist das nicht auch sein Geist?

Ich atme ein und atme aus.

Was ich zum Leben brauche, gelangt in meinen Kreislauf.

Ich bin verbunden durch meinen Atem.

Das ist wunderbar und birgt zugleich Gefahren,

wie uns jetzt neu bewusst gemacht wurde.

 

«Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde

und blies ihm den Atem des Lebens in seine Nase.»

Atem Gottes, Heilige Geistkraft lässt mein Herz schlagen,

lässt mich leben, einfach sein

und lässt mich denken, irgendwann viel später auch nach Worten suchen.

Es sind Geisterfahrungen, die bewirken,

dass einer durchhält auch in einer Krisenzeit;

dass eine auch dann noch auf die Lebensmacht Gottes schauen kann,

wenn alles um sie wankt.

Der Geist führt uns zur Quelle des Lebens,

durch ihn entdecken wir unsere Verbundenheit im großen Ganzen

und spüren, es gibt nichts das uns trennen kann

und das ist gut so.

Amen.

 

Hier bietet die Deutsche Bibelgesellschaft u.a. auch die Pfingstgeschichte aus Apostelgeschichte 2 zum Hören, gelesen von Rufus Beck.