Salz und Licht

„Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.“ Matth. 5, 13-16

Salz und Licht. Zwei Dinge ohne die es uns Menschen, die allermeisten Tiere und allermeisten Pflanzen nicht gäbe.
Im menschlichen Körper finden sich bis zu 300g Speisesalz.
Wir müssen uns täglich Salz zuführen, damit unser Körper in seinen Funktionen erhalten bleibt.
Neben dem Salz ist das Licht unabdingbar für das menschliche Leben.
Als sichtbares oder unsichtbares Licht, spürbar als Wärme. Der Wechsel von Licht und Dunkelheit bestimmen unseren Lebensrhytmus.
Die kleinste Lichtquelle wird zum Segen, wenn uns tiefe Dunkelheit umgibt, selbst das kalte Licht vom Display eines Handys kann sehr hilfreich sein.
Ohne Salz schmecken viele Lebensmittel einfach nicht, sie schmecken fad. Eine wohldosierte Menge Salz lässt eine Speise dagegen würzig und aromatisch schmecken. Auf unserer Zunge haben wir extra bestimmte Stellen für den Salzgeschmack. Zuviel Salz macht eine Speise ungenießbar. Man bekommt es auch nicht mehr aus der versalzenen Suppe heraus.
Mit dem Licht verhält es sich ähnlich. Gleißend helles Sonnenlicht wird wohl niemand als angenehm empfinden. Das Licht an einem herbstlichen Abend hat seine ganz eigene Stimmung. Eine Neonröhre erfüllt ihren Zweck, genauso wie eine schöne Kerzenflamme oder ein knisterndes Lagerfeuer.
Über Salz, seine Bedeutung für Handel, Wohlstand, aber auch Unruhen, die auf Grund von Zöllen und Steuern entstanden, kann man in den Geschichtsbüchern viel lesen. Über Salz als lebensnotwendiges Mineral für unseren Körper, seine Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem, die Mengen, die wir uns täglich zuführen sollten und uns tatsächlich zuführen, mit und ohne Jod und dann noch je nach Region und der Art wie es gewonnen wird mit besonderer Wirkung und besonderem Geschmack versehen, gibt es auch etliches zu lesen.
So verhält es sich auch mit dem Licht. Über Lichtverschmutzung wird gesprochen, weil unsere Städte nachts sehr gut beleuchtet sind und Insekten dadurch stark irritiert werden, wir selber nicht zur Ruhe kommen, weil bestimmtes Licht unserem Stoffwechsel signalisiert, es sei Tag, adäquate Beleuchtung am Arbeitsplatz, Lichttherapie während der Wintermonate und viele Dinge mehr. Auch dazu gibt es eine Menge Literatur.
Jesus wird mit seinen Worten vom Salz der Erde und Licht der Welt sehr deutlich. Seine Erwartung den Jüngern gegenüber ist damit klar.
Seine Ansprache: „Ihr seid das Salz der Erde und ihr seid das Licht der Welt“ dürfen wir nicht als ein freundliches Kompliment verstehen, sondern als eine Aufgabe. Salz der Erde und Licht der Welt zu sein. Das ist Existenz. Jesus Christus selbst hat Salz und Licht in die Welt gebracht, er hat seinen Jüngern davon abgegeben und sie dadurch zu Salz und Licht werden lassen.
Die Jünger und in ihrer Nachfolge die Christenheit sind beauftragt als Salz und Licht zu wirken.
Sie tragen Verantwortung für ihr Handeln und tragen die Verantwortung zum Handeln. Licht ins Dunkel zu bringen und dem menschlichen Miteinander die Würze. Durch das Licht wird der Weg zu Gott ausgeleuchtet, durch das Salz wird der Umgang miteinander bestimmt.
Es sind fast schon mahnende Worte, die Jesus seinen Jüngern mitgibt. Er appelliert an ihre Verantwortung. Zwischen den Zeilen könnte stehen:
Ich habe euch nicht nur gelehrt um eurer selbst willen, sondern damit ihr in die Welt hinausgeht und das Evangelium verkündigt.
„Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze.“ So spricht Jesus. Ich habe euch alles mitgegeben, habe euch teilhaben lassen. So könnte es ebenfalls zwischen den Zeilen stehen. Zum Salz gibt es keine Alternative, genauso wenig wie zum Licht. Wenn ich mein Wissen nicht teile, behalte ich es für mich und mit mir zusammen wird es ungenutzt verschwinden. „Es ist zu nichts mehr nütze, als das man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.“
Jesus mahnt die Jünger, ihr Licht nicht unter den Scheffel zu stellen.
Eine Redewendung, die man auch heute gern noch gebraucht, wenn man jemanden aufmuntern oder aus der Reserve locken will: Jetzt stell` doch dein Licht nicht unter den Scheffel. Zeig` was du kannst.
Im Vers heißt es: Man zündet auch nicht in Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter. So leuchtet es allen, die im Hause sind.
Zu Jesus Zeiten wurde das Licht im Haus tatsächlich abgedeckt, wenn man das Haus verließ, es wurde unter den Scheffel gestellt.
Jesus fordert die Jünger auf: zeigt, was ihr gelernt habt, zeigt euren Glauben, handelt danach und erzählt den Menschen davon. Überzeugt sie mit Worten und Taten.
Und das gilt nach wie vor, auch heute noch. Worte und Taten. Worte allein können schon überzeugend sein, sie können aber auch überfordern. Zu viele Worte und man verliert die Geduld als Zuhörer. Handeln als sichtbares Zeichen macht neugierig. Ein Zuschauer muss begreifen können, was da gerade passiert. Sonst führt auch das zur Überforderung oder zu Zweifeln, ob man überhaupt in der Lage ist, dem nachzutun.
Beides, Wort und Tat, müssen wohl dosiert erfolgen. Ausgerichtet an der jeweiligen Situation und ausgerichtet an den Menschen, die erreicht werden sollen. Zu wenig Salz und es fehlt die Würze, zu viel und es ist ungenießbar, zu wenig Licht und man versucht im Halbdunkel etwas zu erkennen, wird vielleicht von seiner Phantasie beflügelt und sieht etwas, was gar nicht da ist. Zu viel Licht blendet und überdeckt manche Feinheit, die das Große und Ganze ausmacht.
Es ist eine spannende Herausforderung, der wir uns als Christen immer wieder neu stellen müssen. Dazu gehört auch, sich selbst immer wieder mit Salz einzudecken und das Licht zu suchen.
Im Gottesdienst, im persönlichen Austausch, im Gebet. Und vielleicht auch in den besonderen Momenten, wie wir heute erlebt haben durch die Taufe eines Kindes. Wir alle sind getauft, die allermeisten haben keine Erinnerung daran. Aber wir wissen, dass wir getauft sind. Allein dieses Wissen kann Kraft geben und Mut machen. Ich glaube nicht, dass Jesus verlangt, dass wir Fackeln oder Leuchttürme werden oder Gourmet-Köche, die virtuos mit den feinsten Salzsorten hantieren.
Selbstverständlich gibt es berühmte Menschen, die genauso gelebt haben und dies auch noch tun. Die über Ländergrenzen hinweg bekannt und berühmt sind. Wenn wir uns daran orientieren, kann uns der Mut schnell verlassen. Im Alltag, in Familie, Beruf, Sportverein, Skat-Club und wo sonst noch, da sind wir gefragt. Dahin sollen wir unser Licht und Salz bringen. Im täglichen Miteinander sollen wir wirken. Als aufmerksame Zuhörer, als Ratgeber, als nachvollziehbar christlich Handelnde.
Wir haben durch die Taufe Salz und Licht geschenkt bekommen.
Und ich erinnere an dieser Stelle gern noch einmal den Wochenspruch und den Psalmvers:
„Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit.“
„Habt gut acht auf seine Mauern, durchwandert seine Paläste,, dass ihr den Nachkommen davon erzählt: Dieser ist Gott, unser Gott für immer und ewig. Er ist`s, der uns führet.“

Folker Boehl