Spuren Gottes

Telefonandacht zum 24.5.20

Eigentlich war ein übergemeindlicher OpenAir-Gottesdienst geplant an diesem Himmelfahrtstag 2020. Ein Festgottesdienst unter dem weiten Himmel, lebendig, fröhlich, bunt, mit vielen Menschen, mit Musik, mit Abendmahl und anschließendem Grillen und Feiern. Nun ist daraus nichts geworden wie aus so vielem anderen auch nicht in diesem Jahr. Aber Himmelfahrt ist trotzdem. Wie immer! 40 Tage nach Ostern.

Was feiern wir da eigentlich? An diesem Donnerstag im Mai? Der uns ein langes Wochenende beschert? Der Väter zum Wandern bringt und in manchen Jahren zum Kirchentag einlädt?

Die Bibel erzählt folgendes:

Jesus führte sie hinaus aus Jerusalem bis nach Bethanien und hob die Hände auf und segnete sie. Er sprach zu ihnen: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.
Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg vor ihren Augen. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten:
Ihr Leute von Galiläa, was steht ihr da und seht in den Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen. Da kehrten sie nach Jerusalem zurück mit großer Freude und waren allezeit im Tempel und priesen Gott.
(Luk 24 und Apg 1)

Flöte
Wir haben Gottes Spuren festgestellt
auf unseren Menschenstraßen,
Liebe und Wärme in der kalten Welt,
Hoffnung, die wir fast vergaßen.
Zeichen und Wunder sahen wir geschehen
In längst vergangenen Tagen.
Gott wird auch unsre Wege gehen,
uns durch das Leben tragen.

Der Maler Albrecht Dürer hat die Himmelfahrts-geschichte vor 500 Jahren in einem Bild festgehalten. Zugleich hat er seine Sicht der Dinge hineinverwoben.
Man erkennt auf dem Bild die Jünger. Einige knien, andere stehen. Sie starren wie gebannt in den Himmel – Jesus hinterher, der von einer Wolke umhüllt gerade emporgehoben wird. Man sieht von ihm noch die Füße und den unteren Teil des Gewandes. Alles andere ist in der Wolke verborgen.

Einer der Jünger blickt woanders hin. Statt nach oben schaut er zur Erde, auf den Boden, und dort erkennt man deutlich zwei Fußabdrücke. Es ist die Stelle, wo Jesus gerade noch gestanden hat.
Für mich will Albrecht Dürer sagen: Jesus hat der Welt seine Spuren aufgedrückt.
Er ist zwar nicht mehr bei uns auf der Erde, er ist zu seinem Vater, zu Gott, zurückgekehrt, doch er hat Spuren hinterlassen. Die sind unübersehbar. Macht die Augen auf und schaut hin!

Jesu Spuren – das sind die Spuren seiner Menschenliebe und seines Gottvertrauens. Jesus ist den Menschen immer ohne Berührungsängste begegnet, ja, er hat sie oft sehr bewusst berührt, körperlich und seelisch. Durch die Berührung hat er Heilung angestoßen, das wird in der Bibel oft erzählt. Menschen sind in seiner Nähe gesundet. Sie haben in Jesus etwas von Gott gespürt, von Gottes Güte und Barmherzigkeit. Viele haben daraufhin ihr Leben verändert. Sind ihm nachgefolgt.

Jesu Spuren sind bis heute sichtbar. Überall da, wo Freundlichkeit, Wärme und Gottvertrauen Raum haben. Wo Menschen einander unterstützen, trösten, anspornen, respektvoll begegnen. Wo sie von ihrem Glauben erzählen und zum Glauben ermutigen. Das kann überall sein, in der Kirche und draußen vor der Tür.

Die Himmelfahrtsgeschichte lenkt unseren Blick paradoxerweise gar nicht in den Himmel, sondern auf die Erde, mitten in die Welt, zu den Menschen, mit denen wir leben. Sie ermutigt dazu, nach den Spuren Jesu hier und jetzt Ausschau zu halten – und in ihnen zu gehen.

Flöte
Blühende Bäume haben wir gesehen,
wo niemand sie vermutet,
Sklaven, die durch das Wasser gehen,
das die Herren überflutet.
Zeichen und Wunder sahen wir geschehen
In längst vergangenen Tagen.
Gott wird auch unsre Wege gehen,
uns durch das Leben tragen.

Gebet
Gott, wie viele Wege bin ich schon gegangen,
wie viele Schritte liegen noch vor mir?
Selten mache ich mir klar,
vor wie vielen Gefahren du mich schon behütet hast,
von Kindesbeinen an.
Nichts war selbstverständlich.
Und nichts wird selbstverständlich sein.
Dir vertraue ich mich an,
meine Zeit,
meine Wege.
Dich bitte ich um Schutz und Segen
Für jeden Schritt
An jedem neuen Tag. Amen.

Wir wünschen Ihnen einen gesegneten Tag!

Bernadette Gundlach, Tenorflöte, und Hanna Mausehund, Pfarrerin in Essen-Steele