Auf ins neue Schuljahr!

Seit 1967 beginnt das Schuljahr in Nordrhein-Westfalen am 1. August.

Nach der Gründung der Bundesrepublik hatte man sich dabei zunächst am Termin des Osterfestes orientiert. Die Neuerung von 1967 ist also inzwischen auch schon wieder 52 Jahre alt. Manche können sich vielleicht noch erinnern, welche Bedenken sich damals regten, als zwei Kurz- bzw. in manchen Bundesländern auch ein Langschuljahr zur Umstellung angekündigt wurden. Die neue Regelung löste laut dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel (Ausgabe 4/1966) einen «bundesweiten Proteststurm aus».

Der erste Schultag fällt in diesem Jahr auf den 28. August 2019. Der Sturm hat sich gelegt und noch manche Empörungswelle über Veränderungen in unseren Schulen ist inzwischen über das Land geschwappt. Ich bin 1984 eingeschult worden und habe 1998 Abitur gemacht. In diesem Jahr betrifft mich der Beginn des Schuljahres zum ersten Mal wieder unmittelbar. Ich gehe jetzt nämlich wieder zur Schule als Papa einer Erstklässlerin und bin gespannt wie das wird. Der unbekannten Aufgabe, die es auch für mich bedeutet, sehe ich mit Respekt entgegen. Und ich habe Respekt vor der Leistung derer, die in unseren Schulen arbeiten: Lehrerinnen, Hausmeister, Sozialpädagogen, Inklusionshelfer, Referendarinnen (und Vikarinnen) und eben auch Schülerinnen und Schüler. Schon bei der Aufnahme in den Kindergarten wurde uns Eltern erklärt, dass ein Tag in der Kita für die Kinder quasi wie ein Arbeitstag sei, ebenso anstrengend mit vielen unterschiedlichen Menschen konfrontiert, so vielfältige Herausforderungen und Reizen ausgesetzt zu sein. Das Lernen fängt ja nicht erst in der Schule an und es hört nicht nach dem Schulabschluss auf.

Heute bewegen neue Proteste unser Land und sind dabei Teil einer weltweiten Bewegung.

Schülerinnen und Schüler ziehen freitags auf die Plätze unserer Städte, vor die Rathäuser, Parlamente und Konzernzentralen. «Fridays for Future» ist eine Bewegung mit vielen jungen Gesichtern und weiblichen Stimmen. Auch ältere Herren machen mit, weil sie gleichfalls davon überzeugt sind, dass es endlich an der Zeit ist zu handeln, weise, zukunftsweisende Entscheidungen zu treffen, damit die einzigartigen Lebensgrundlagen der Erde erhalten bleiben. Wie jede Bewegung, die das Potential hat, Veränderungen zu bewirken, hat sie ihre Kritiker. Argumentationen und Protestformen müssen sich Kritik gefallen lassen und das ist auch gut so. Manche Kritiker haben es sich aber wohl anfangs zu leicht gemacht. Sicher sind viele Schüler offen für alles, was ihnen Unterrichtsstunden erspart. Ganz offensichtlich meinen es zahlreiche junge Menschen aber sehr ernst mit ihren Forderungen und ihrer Einsatzbereitschaft. Auch an Brückentagen und sogar während der Sommerferien fanden die Aktionen und Kundgebungen statt. Mitten in den Ferien veranstaltete Fridays for Future Deutschland einen mehrtägigen Sommerkongress im Dortmunder Revierpark.

Und warum bewegt mich das so, dass ich hier darüber schreibe?

Das hat wohl auch mit dem kleinen Mädchen zu tun, das ich jetzt morgens in die Grundschule begleite und mit ihrer jüngeren Schwester und ebenso mit den Kindern, die ich in der Nachbarschaft, in unserem Freundeskreis und in unserer Gemeinde erlebe. In der Kindervilla am Laurentiusweg, im Kindergottesdienst, in der Krümelkirche und im Konfirmandenunterricht habe ich das Privileg, mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Und wenn wir ein Kind taufen, dann nehmen wir es hinein in die Gemeinschaft mit Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde. Wir sind Erdlinge. Lebewesen, die eine bestimmte Zeit zu leben haben. Wir haben eine Zukunft und wir haben Möglichkeiten, eine Zukunft auf einem lebenswerten Planeten mitzugestalten. Für mich sind die Ziele von Umweltschützern und Klimaaktivisten auch ein Teil meiner Spiritualität. Aktivismus und Genuss gehören für mich zur christlichen Glaubenspraxis. Ich freue mich im Sommer an der Natur, genieße den Wald am Baldeneysteig und den Strand in Nordholland. Es tut mir gut, die erste Saison im eigenen Garten zu werkeln, das Gemüse wachsen zu sehen und sogar einige Früchte ernten zu können.

Geh aus mein Herz und suche Freud in dieser lieben Sommerzeit an deines Gottes Gaben … Mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich werd dir ein guter Baum und lass mich Wurzeln treiben. (Paul Gerhardt, 1653)

 

Mit den besten Wünschen für eine segensreiche Spätsommerzeit und einen guten Start ins neue Schuljahr

Ihr Johannes Heun


(Dieser Beitrag erschien auch in der Rubrik „Angedacht“ im Gemeindebrief Ausgabe 3/2019.)

 

Hier das zitierte Lied von Paul Gerhard in einer Version von 2007:


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