Einfach so

Eine Predigt mit Lukas 1,26-56

Er ist da einfach so.

Sei gegrüßt, du Begnadete!

Der Herr ist mir dir!

Er steht da einfach so in ihrem Zimmer.

Wo kommt er her?

Von Gott wird man später sagen.

Gabriel von Gott gesandt.

Du wirst schwanger werden, sagt er, und einen Sohn zur Welt bringen,

und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Er wird auch Sohn des Höchsten genannt werden.

Maria hört einen Engel reden, aber sie ist nicht entrückt.

Sie ist ganz klar und fragt zurück: Wie soll das gehen?

Vielleicht muss man einem himmlischen Wesen ja erklären

wie das auf der Erde bei Menschen so läuft mit den Kindern.

Ich bin zwar einem Mann versprochen, verlobt, aber wir warten noch.

Sie sagt, was sie denkt, auch wenn ein Bote Gottes vor ihr steht.

Zuerst hatte er sie schon etwas eingeschüchtert, aber jetzt ist sie wieder gefasst.

In diesem Moment fürchtet Maria sich nicht.

Dann erklärt der Engel ihr wie das im Himmel so läuft mit den Kindern

und mit dem himmlischen Kind, das zur Welt kommen soll.

Ganz besonderes Glück bedeutet ein Kind, wenn man sehr lange warten musste.

So lange, dass man schon die Hoffnung aufgegeben hatte,

Elisabeth, deine Verwandte, erlebt diese Gnade, dieses Geschenk des Himmels gerade.

Bei Gott ist nichts unmöglich.

Jedes Kind ein Geschenk des Himmels.

Dein Kind, Maria, in ganz besonderer Weise.

Ein heiliges Kind, werden manche sagen, Sohn des Höchsten, Gottes Sohn.

Mal nebenbei: was maßen die Kaiser in Rom sich eigentlich an,

diesen Titel für sich zu beanspruchen?!

Willst du dich jetzt wirklich mit der Frage aufhalten, wie das gehen soll?

Maria ist vielleicht doch für einen Moment sprachlos. Hält inne.

Blickt zuerst nach unten und dann nach oben, auf ihren Bauch und zum Himmel.

Dann schaut sie den Engel wieder an.

Er sagt nichts mehr, aber Gabriels Gesichtsausdruck

spricht ihr noch einmal zu „fürchte dich nicht“

und da spürt Maria: Gott sieht mich.

Er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.

Gott sieht mich an – einfach so – wie ich bin.

Mir geschehe wie du gesagt hast.

Der Engel verschwindet ohne sich zu verabschieden.

Es ist alles gesagt. Sein Bild verblasst.

Und Maria will nun schnellstmöglich sehen, ob es stimmt.

Elisabeth soll in ihrem Alter endlich ein Kind bekommen?

Nach all dem Warten

Nach all dem Gerede über ihre Schande

Nach so vielen Tränen der Verzweiflung

Wie oft hatte sie sich anhören müssen,

dass mit ihr ja wohl etwas nicht stimmen kann,

dass sie ja wohl keine richtige Frau sei und nicht gut genug für Zacharias.

Er wusste es besser, blieb ihr treu.

Und es stimmt. Sie erwartet nun endlich ein Kind.

Im sechsten Monat ist sie schon,

hat es aber bisher versteckt, so dass Maria noch nichts davon wissen konnte.

Jetzt kann und will Elisabeth es nicht mehr verheimlichen.

In ihrer überschwänglichen Freude

empfindet sie sogar die Tritte ihres Babys als Freudensprünge.

Als ich die Stimme deines Grußes hörte, hüpfte das Kind vor Freude.

Gottes Geist flüstert es ihr in diesem Moment

und sie spricht Marias süßes Geheimnis aus.

Gepriesen bist du, gesegnet sei dein Kind.

Selig bist du, die du geglaubt hast!

Denn es wird vollendet werden, was dir gesagt ist von dem Herrn.

Mit Maria und Elisabeth beginnt die Vorgeschichte.

Lukas, der Evangelist, erzählt so gut er kann von Anfang an

was die Leute über Jesus sagen.

Voller Glauben sind die Überlieferungen.

Johannes, der Täufer, muss auch erwähnt sein.

Und Elisabeth, seine Mutter, für die es doch eigentlich längst zu spät war.

Und dann Maria, für die es doch eigentlich zu früh war,

deren Zeit doch eigentlich erst noch kommen sollte.

Aber Gottes Timing ist anders.

Zu jung, zu alt, das sind unsere Kategorien.

So sortieren wir und definieren, was möglich sein soll.

Aber Elisabeth und Maria sind die Richtigen einfach so, ihre Zeit ist jetzt.

Das heißt Gnade – Gott ist da einfach so.

Er ist in deinem Leben.

Sein Engel kommt zu dir nach Hause einfach so.

Er überrascht dich einfach so.

Maria singt ihren Lobgesang als eine Frau,

die von anderen leicht übersehen wurde,

auf die mancher vielleicht  auch herabsah, weil sie so ein armes Ding war.

Sie singt für sich und für Menschen wie sie, die ohne Ansehen sind.

Sie singt für Menschen wie Elisabeth, die respektlos behandelt werden.

Für die, denen es schwer fällt, sich selbst anzunehmen

und ihr Leben so wie es ist zu leben.

Sie singt für Menschen,die am Rand leben.

Die gerne etwas verändern würden, aber nicht wissen wie,

weil scheinbar niemand auf sie hört.

Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist freut sich Gottes meines Heilandes;

denn er hat die Niedrigkeit seiner Magd angesehen.

Siehe von nun an werden mich selig preisen alle Kindeskinder.

Maria singt von dem, der niemand aufgibt.

Der in den Kleinen Großes sieht.

Der auch auf den kleinsten Mann hört und die kleinste Frau.

Der die Höhenflüge der Mächtigen beendet

und den Machtlosen Flügel schenkt.

Ich hoffe, auch in diesen Tagen kommen seine Engel,

sind einfach so da.

Sie reden und segnen,

reden und schweigen mit uns.

Sitzen morgens mit am Küchentisch, wenn sonst niemand da ist.

Sitzen am Abend mit auf der Couch.

Sind einfach da.

Sagen, du bist begnadet

die Welt braucht, was du zu geben hast.

Sie kann nicht darauf verzichten.

Ich hoffe, auch in diesen Tagen kommen Engel in unsere Häuser,

renovieren, was Erneuerung bedarf.

Bringe Farbe.

Sagen: Fürchte dich nicht.

Und: Der Herr ist mit dir.

Und ich hoffe, wir flüstern ihnen zu: Ich will dir vertrauen.

Kein Ding ist unmöglich bei Gott.

Amen.